Auf dem Boden der Tatsachen
Wo soll man nach so einem Spiel bloss beginnen. Ein Cupfight wie aus dem Bilderbuch. Knapp 500 Fans, welche die Sandgrubenhalle in einen Hexenkessel verwandelten, inklusive Megafon, Sprechchören, Fahnenschwingen und Trommeln. Ein kämpferisch und spielerisch stark aufgestellter Underdog, der dem Favoriten aus der NLA gehörig einheizte. Ein spielerisch wie auch resultatmässig ausgeglichenes Spiel, welches über die volle Distanz ging.
Ein Klassenunterschied zwischen NLB-Vertreter Unihockey Basel Regio und A-Ligist HC Rychenberg Winterthur war von der ersten Minute des Spiels nicht zu sehen. UBR startete enorm selbstbewusst, ging durch einen schnellen Gegenstoss durch Laurila in Führung. Danach tat sich der Zürcher Favorit lange sehr schwer, haderte mit sich, mit dem Hallenboden oder mit den Schiris. Erst nach der Hälfte des Spiels erzielte L. Conrad den 1:1-Ausgleich in einem hochstehenden Spiel. Mit einem eleganten Solo über das halbe Feld stellte Captain Moser den Vorsprung wieder her, mit dem 2:1 ging es dann auch in die zweite Drittelspause.
Im dritten Drittel wurde der Drama-Pegel der Partie nochmals gehörig aufgestockt. Auf den neuerlichen Ausgleich im Powerplay der Gäste reagierte das Heimteam mit einem Freistoss-Treffer von Rintala. Zehn Minuten vor Ende konnte der HCR wieder im Powerplay agieren und nutzte auch diese Chance, das 3:3 erzielte Schaub im Slot mit schöner Volleyabnahme. Weniger als eine Zeigerumdrehung später stellte Gerber nach einem Konter die 1-Tore-Führung wieder her, welche ebenfalls nur knapp 90 Sekunden anhielt. Nach dem 4:4 wogte das Spiel hin und her, Grosschancen wurden auf Winterthurer Seite wieder mal von der Basler Goalie-Wand Coray weggehext, auf der anderen Seite vereitelte Schüpbach die abermalige Führung. So ging es wie im letztwöchigen Spitzenspiel in der Liga gegen Thurgau in die Verlängerung.
In der Verlängerung dann ein absoluter Gänsehautmoment, als die Basler Fans das Heimteam mit einer Standing Ovation für ihre Hammer-Leistung abfeierten. Ein absolut magischer Moment und als Spieler eine unglaubliche Bestätigung für all die investierten Trainingsstunden. Ein riesengrosses Dankeschön an die grandiosen Fans, die dieses Spiel zu einem einmaligen Erlebnis gemacht haben!
Allerdings gab es diesmal kein Happy End für UBR, trotz sensationeller Fanunterstützung. Da auch in der Verlängerung kein Tor fallen wollte, musste das zweite Penaltyschiessen innert Wochenfrist über Halbfinal oder Cup-Aus entscheiden. Das Penaltyschiessen - eine Lotterie, welche letzte Woche von den Baslern noch siegreich gestaltet werden konnte – ging mit 3:1 verloren. Auf Seite von Basel traf nur Rintala, wohingegen Studer, L. Conrad und Oesch dem HCR das Weiterkommen sicherten. Best Player und Captain Moser zeigte sich nach der Niederlage zwar schwer enttäuscht, aber auch sehr stolz auf die Teamleistung: «Ein toller Cupviertelfinal, wir hatten den Gegner an den Rand einer Niederlage getrieben und sind so unglücklich gescheitert. Dieses Ausscheiden tut verdammt weh, aber wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir auch mit Schweizer Spitzenteams aus der NLA mithalten können!» So kurz vor den Playoffs scheint es bei den Baslern kämpferisch wie auch spielerisch zu stimmen, trotz dieser knappen Niederlage. Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich den Nordwestschweizern bereits am Sonntagnachmittag im Heimspiel gegen Ticino.
Während es kämpferisch und spielerisch auch am Sonntag gute Ansätze gab, stimmte wie so oft die mentale Einstellung nicht. Ähnlich wie Rychenberg am Samstag musste sich Basel enorm lang gedulden und haderte ebenso wie die Zürcher mit dem Hallenboden, mit den Schiris oder mit sich selber.
Nach acht Minuten im ersten Drittel eröffnete Heiskanen das Score für die dezimiert angereisten Tessiner, bei diesem 1:0 blieb es bis zur 43. Minute. Mariotti und Baas erhöhten bis zur 47. Minute für die Gäste. Obwohl die Basler mehrheitlich Ball und Gegner laufen liessen, konnten äusserst wenig Hochkaräter herausgespielt werden. Erst in der 56. Minute (!) gelang Chrétien der Anschlusstreffer, wobei Mariotti mit seinem zweiten persönlichen Treffer exakt 26 Sekunden später ins leere Tor den alten Vorsprung wiederherstellen konnte. Im 6 gegen 5 gelang den Baslern dann innert 4 Sekunden (!!) die Treffer zum 2:4 und 3:4, Jokinen und Chrétien brachten die Hoffnung und die Stimmung noch einmal zurück in die Sandgrubenhalle. Die beiden Treffer kamen aber zu spät, Ticino sicherte sich mit dem 4:3 die 3 Punkte.
Zwischen den beiden Auftritten vom Samstag und Sonntag lagen Welten. Nicht das erste Mal bewies Basel, dass es für die grossen Spiele auf den Punkt bereit sein kann. Unihockeytechnisch können auch NLA-Clubs richtig gefordert werden. Wieso es dann gegen einen vermeintlich «kleinen» Gegner aus der NLB wieder so anstrengende Spiele gibt, zeigt wohl auf vorhandene mentale Mängel hin. Auch nächstes Wochenende warten wieder vermeintlich «kleine» Gegner, nach diesen beiden Niederlagen sollten sich die Basler aber keine weiteren Ausrutscher mehr erlauben.
Unihockey Basel Regio - HC Rychenberg Winterthur 4:5 n.P. (1:0, 1:1, 2:3, 0:0)
Sandgruben, Basel. 478 Zuschauer. SR Brunner/Büschlen.
Tore: 7. N. Laurila (M. Gerber) 1:0. 32. L. Conrad (K. Oesch) 1:1. 34. L. Moser (L) (F. Plozza) 2:1. 48. P. Kern (M. Lindgjerdet) 2:2. 50. T. Rintala (Y. Lindroos) 3:2. 52. M. Schaub (M. Lindgjerdet) 3:3. 52. M. Gerber (N. Laurila) 4:3. 54. L. Conrad (N. Conrad) 4:4. Penaltyschiessen: L. Moser (L) verschiesst. T. Studer trifft 0:1. N. Laurila verschiesst. L. Conrad trifft 0:2. T. Rintala trifft 1:2. N. Rutz verschiesst. L. Chrétien verschiesst. K. Oesch trifft 1:3.
Strafen: 4mal 2 Minuten gegen Unihockey Basel Regio. 1mal 2 Minuten gegen HC Rychenberg Winterthur.
Unihockey Basel Regio - Ticino Unihockey 3:4 (0:1, 0:0, 3:3)
Sandgruben, Basel. 123 Zuschauer. SR Colacicco/Roth.
Tore: 9. M. Heiskanen (A. Suoraniemi) 0:1. 44. P. Mariotti 0:2. 47. S. Baas (A. Suoraniemi) 0:3. 57. L. Chrétien 1:3. 57. P. Mariotti 1:4. 60. J. Jokinen (N. Laurila) 2:4. 60. L. Chrétien (M. Gerber) 3:4.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Unihockey Basel Regio. keine Strafen.
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